Intensivpflege bedeutet eine Pflege rund um die Uhr für Menschen mit lebensbedrohlichen oder hochgradig pflegebedürftigen Erkrankungen. Dabei benötigen die Patienten eine lückenlose Überwachung wichtiger Vitalfunktionen (wie Herzschlag, Atmung und Bewusstsein) und umfassende Unterstützung bei medizinischen Maßnahmen. Oft geht es um Hilfe bei der Beatmung, Absaugung von Sekreten über eine Trachealkanüle, künstliche Ernährung oder intensive Wundversorgung. Diese Form der Betreuung richtet sich an Schwerstpflegebedürftige, die ohne diese Unterstützung nicht überleben könnten.
Definition. Intensivpflege ist 24-Stunden-Betreuung für schwerstkranke Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen, die ständige Überwachung und medizinische Versorgung benötigen.
Versorgungsformen. Häusliche 1:1-Betreuung, Intensiv-WGs (1:2-1:3 Betreuung) oder spezialisierte Pflegeheime - je nach individuellem Bedarf und Wunsch des Patienten.
Anspruch. Gesetzlicher Anspruch nach § 37c SGB V bei ärztlicher Verordnung und medizinischer Notwendigkeit - unabhängig vom Pflegegrad.
Für viele Menschen und ihre Angehörigen stellt sich die Frage, ob intensive Betreuung immer im Krankenhaus stattfinden muss oder ob ein Leben zu Hause möglich ist. Die gute Nachricht: außerklinische Intensivpflege – also intensive Versorgung außerhalb der Klinik – ist heute in vielen Fällen möglich. Ob in den eigenen vier Wänden, in einer betreuten Wohngemeinschaft oder in einem auf Intensivpflege spezialisierten Pflegeheim, die Versorgung kann individuell gestaltet werden. Wichtig ist, dass die Qualität der Versorgung gesichert ist und der Wunsch des Patienten berücksichtigt wird. Das deutsche Recht garantiert sogar: Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch auf außerklinische Intensivpflege (§ 37c Fünftes Buch Sozialgesetzbuch – SGB V), und die Krankenkasse muss den Wünschen der pflegebedürftigen Person entsprechen, sofern diese berechtigt sind. Das bedeutet, wenn eine Betreuung zu Hause medizinisch und organisatorisch machbar ist, sollen Pflegekassen und Krankenkassen dies ermöglichen.
In diesem Artikel erfahren Sie, welche organisatorisch-rechtlichen Aspekte zu beachten sind – von Pflegegrad, Finanzierung und Zuständigkeiten der Pflegeversicherung bis hin zu praktischen Fragen der Versorgung im Alltag. Wir betrachten die verschiedenen Versorgungsformen (ambulante Intensivpflege zu Hause, Intensivpflege-WG und stationäre Modelle) im Vergleich und geben Einblicke in den Alltag von Patienten und Angehörigen. Beispiele aus der Praxis zeigen, wie Normalität und Lebensqualität trotz intensivmedizinischer Betreuung möglich sind. Ziel ist es, Betroffenen und ihren Angehörigen Wissen, Orientierung und ein Stück Zuversicht mit auf den Weg zu geben.
In der klinischen Intensivmedizin findet die Intensivpflege auf der Intensivstation im Krankenhaus statt. Nach der Akutphase im Krankenhaus schließt sich jedoch oft eine längere Versorgungsphase an, die außerhalb der Klinik erfolgt. Von außerklinischer Intensivpflege spricht man, wenn schwerkranke Patienten außerhalb des Krankenhauses betreut werden – zum Beispiel zu Hause, in einer betreuten Intensiv-Wohngemeinschaft oder in einer spezialisierten Pflegeeinrichtung. Diese außerklinischen Versorgungsformen ermöglichen es, die Behandlung und Betreuung im vertrauten Umfeld fortzusetzen.
In Deutschland gilt der Grundsatz „ambulant vor stationär“. Die Gesundheitspolitik kommt damit dem Wunsch vieler Menschen nach, trotz Pflegebedürftigkeit in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Intensivpflege ist also nicht automatisch gleichbedeutend mit monatelangem Klinikaufenthalt. Stattdessen wird geprüft, welche Versorgungsform am besten geeignet ist. Möglich sind im Wesentlichen drei Modelle der außerklinischen Intensivversorgung:
Häusliche Intensivpflege (ambulant) – also die Versorgung im Rahmen der ambulanten Intensivpflege: Die 1:1-Betreuung zu Hause durch eine examinierte Pflegekraft, oft unterstützt von einem ambulanten Intensivpflegedienst.
Intensivpflege in einer Wohngemeinschaft: Mehrere Intensivpatienten leben zusammen in einer speziellen WG mit Pflegepersonal rund um die Uhr vor Ort. Das Verhältnis Pflegekraft zu Bewohner ist hier meist etwa 1:2 oder 1:3, also deutlich besser als in üblichen Heimen.
Stationäre Pflege im Pflegeheim: Pflegeheime oder spezialisierte Einrichtungen mit Intensivpflege-Abteilungen können Schwerstpflegebedürftige aufnehmen. Häufig dient dies als Übergangslösung nach dem Krankenhausaufenthalt, bis eine Rückkehr nach Hause oder in eine WG möglich ist.
Jede dieser Versorgungsformen hat Vor- und Nachteile, auf die wir später noch eingehen. Wichtig ist, dass stets individuell entschieden wird, welche Option die größte Sicherheit für den jeweiligen Menschen bietet.
Schwerstkranke Versicherte haben grundsätzlich einen Anspruch auf außerklinische Intensivpflege, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Seit 2020 wurde dieser Anspruch durch das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (IPReG) in § 37c SGB V klar geregelt. Voraussetzung ist ein besonders hoher Bedarf an medizinischer Behandlungspflege: Es muss praktisch rund um die Uhr die ständige Anwesenheit einer qualifizierten Pflegekraft nötig sein, da aufgrund der Schwere der Erkrankung jederzeit unvorhersehbar lebensbedrohliche Situationen eintreten können. Zudem muss gelten, dass der Betroffene die erforderlichen Maßnahmen nicht selbst durchführen kann – was bei intensivpflichtigen Patienten in der Regel der Fall ist.
Um außerklinische Intensivpflege in Anspruch zu nehmen, ist eine ärztliche Verordnung nötig. Bereits im Krankenhaus wird beim Entlassmanagement oft alles vorbereitet: Der Kliniksozialdienst hilft dabei, die nötigen Anträge zu stellen und einen geeigneten Pflegedienst oder Platz in einer Einrichtung zu finden. Die Krankenkasse prüft den Antrag in Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Dienst. Liegen die Voraussetzungen vor, bewilligt sie die außerklinische Intensivversorgung. Wichtig: Die Kasse muss dabei auch die Wünsche des pflegebedürftigen Menschen berücksichtigen, soweit diese realisierbar sind – zum Beispiel den Wunsch, zu Hause statt in einer Einrichtung versorgt zu werden.
Dank IPReG wurde die Versorgung weiter verbessert. So wurde die außerklinische Intensivpflege aus der normalen häuslichen Krankenpflege herausgelöst und als eigenständige Leistung definiert. Ziel ist es, die Qualität der Versorgung zu erhöhen und Patienten eine selbstbestimmtere Betreuung zu ermöglichen – etwa indem man das Potenzial nutzt, Beatmungszeiten zu reduzieren und eine Entwöhnung von der Beatmung oder der Trachealkanüle anzustreben. Außerdem wurde festgelegt, dass in stationären Pflegeeinrichtungen Intensivpflege-Patienten finanziell entlastet werden: Seit Inkrafttreten des IPReG müssen Versicherte dort neben der gesetzlichen Zuzahlung keinen zusätzlichen Eigenanteil für die außerklinische Intensivpflege mehr leisten. Die Kosten trägt in diesem Fall vollständig die Krankenversicherung, in Abstimmung mit der Pflegekasse (unmittelbar geltend gemacht nach § 43 Elftes Buch Sozialgesetzbuch, SGB XI).
Neben der Akutversorgung durch die Krankenkasse spielt die Pflegekasse eine wichtige Rolle. Damit Leistungen der Pflegeversicherung greifen, muss ein Pflegegrad vorliegen. Intensivpflege-Patienten werden aufgrund ihres umfangreichen Hilfebedarfs in der Regel in einen hohen Pflegegrad (oft 4 oder 5) eingestuft (gesetzlich geregelt im Elften Buch Sozialgesetzbuch, SGB XI). Die Begutachtung übernimmt der Medizinische Dienst auf Antrag. Liegt ein Pflegegrad vor, stehen dem Pflegebedürftigen verschiedene Leistungen zu. So erhält ein pflegender Angehöriger Pflegegeld, wenn er die tägliche Grundpflege übernimmt. Werden die Pflegeleistungen hingegen von einem ambulanten Dienst erbracht, rechnet dieser die Pflegesachleistungen direkt mit der Pflegekasse ab. Die Höhe dieser Leistungen richtet sich nach dem Pflegegrad – bei Pflegegrad 5 etwa bis zu 2095 € pro Monat (Stand 2025).
Für intensivpflegebedürftige Personen werden die Pflegesachleistungen meist vollständig ausgeschöpft, da rund um die Uhr Hilfe benötigt wird. Zusätzlich übernimmt die Pflegeversicherung weitere Unterstützung: Zum Beispiel erhalten alle Pflegebedürftigen einen Entlastungsbetrag von 125 € monatlich, der für Angebote zur Entlastung (etwa Alltagsbegleiter oder Haushaltshilfen) genutzt werden kann. Ebenfalls wichtig sind Pflegehilfsmittel zum Verbrauch (Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel usw.), die die häusliche Intensivpflege erleichtern – hier stehen Menschen mit Pflegegrad bis zu 42 € pro Monat zur Verfügung. Auch Wohnraumanpassungen werden gefördert: Für den barrierefreien Umbau der Wohnung (z. B. rollstuhlgerechtes Bad oder Türverbreiterungen) gibt es einen Zuschuss von bis zu 4.180 €.
Die Finanzierung der Intensivpflege ist also ein Zusammenspiel aus Kranken- und Pflegeversicherung. Behandlungspflege – also die medizinische Betreuung, Überwachung und Versorgung – wird von der Krankenkasse bezahlt (nach ärztlicher Verordnung). Die Pflegekasse übernimmt ergänzend die Grundpflege und hauswirtschaftliche Versorgung im Rahmen der Pflegesachleistungen. Häufig teilen sich Krankenkasse und Pflegekasse die Kosten der ambulanten Intensivpflege so auf, dass z. B. bis zu 21 Stunden pro Tag über die Krankenversicherung laufen und die restlichen Stunden über die Pflegeversicherung finanziert werden. Für die Versicherten selbst fällt lediglich ein geringer Eigenanteil von 10 % an – und das auch nur für maximal 28 Tage pro Kalenderjahr. Danach tragen die Versicherungen die Pflegekosten komplett. Zusätzliche Kosten (etwa Miete und Verpflegung) fallen allerdings an, wenn die Intensivpflege in einer Wohngruppe oder Einrichtung erfolgt. Dagegen entstehen zu Hause im Rahmen der ambulanten Intensivpflege keine separaten Wohnkosten.
Die ambulante Intensivpflege zu Hause bedeutet, dass ein Team aus speziell ausgebildeten Pflegefachkräften in wechselnden Schichten ins eigene Heim kommt, um die Betreuung sicherzustellen. Meist handelt es sich um eine 1:1-Betreuung, bei der immer genau eine Pflegekraft pro Patient eingeplant ist. Diese Fachkraft überwacht den Zustand, verabreicht Medikamente, bedient die Beatmungsgeräte und führt erforderliche Behandlungspflege durch (z. B. Absaugen, Infusionen, Lagerungen). Angehörige können sich so auf die Rolle als Familie konzentrieren, stehen aber oft trotzdem in engem Austausch mit dem Pflegeteam.
Der größte Vorteil der häuslichen Intensivpflege ist das eigene Umfeld: Der Patient bleibt in den vertrauten vier Wänden, umgeben von Familie, Freunden und vielleicht Haustieren. Diese Nähe und Vertrautheit geben vielen ein Gefühl von Sicherheit und ein Stück Normalität im Krankheitsalltag. Tagesabläufe und Rituale lassen sich – soweit es der Gesundheitszustand zulässt – an die Gewohnheiten des Patienten anpassen. So kann etwa gemeinsam im Wohnzimmer gegessen werden: Der Patient erhält seine Nahrung vielleicht über eine PEG-Sonde, aber die Familie legt Wert darauf, die Mahlzeiten weiterhin zusammen zu verbringen. Angehörige-Nähe und familiäre Rituale spenden allen Beteiligten Halt.
Allerdings bringt die Versorgung zu Hause auch Herausforderungen mit sich. Die Wohnung muss oft technisch ausgestattet und barrierefrei umgebaut werden, um Platz für ein Pflegebett, Beatmungsgeräte und anderes Equipment zu schaffen. Mindestens ebenso schwer wiegen die menschlichen Anforderungen: Angehörige übernehmen viel Koordination, müssen Dienstpläne mit dem Intensivpflegedienst abstimmen, Hilfsmittel organisieren und stehen mental in ständiger Alarmbereitschaft. Pflegebedürftige Familien berichten, dass die eigene Wohnung sich teilweise "wie eine Intensivstation" anfühlt – Privatsphäre ist eingeschränkt, da rund um die Uhr jemand im Haus ist. Entsprechend sind Belastung und Organisationsaufwand für Angehörige sehr hoch. Wer sich für eine ambulanten Intensivpflege zu Hause entscheidet, sollte frühzeitig Hilfsangebote nutzen, um Überlastung zu vermeiden. Es ist wichtig, Unterstützung anzunehmen – zum Beispiel durch professionelle Pflegeberatung oder den Austausch mit anderen in ähnlicher Lage.
Zwei intensivpflegebedürftige Menschen im Rollstuhl unternehmen mit ihrem Pflegeteam einen Ausflug ins Grüne. Trotz Beatmungsgeräten und Pflegebedarf genießen sie die Natur und soziale Nähe – ein Beispiel dafür, dass Lebensqualität und Freude am Leben auch in der Intensivpflege möglich sind.
Eine Intensivpflege-Wohngemeinschaft ist eine spezialisierte WG, in der mehrere intensivpflegebedürftige Patienten zusammenleben. Meist handelt es sich um kleine Einheiten mit bis zu zwölf Bewohnern. Jede*r hat ein eigenes Zimmer, das nach persönlichen Wünschen eingerichtet werden kann – Privatsphäre bleibt also gewahrt. Gleichzeitig ist rund um die Uhr ein Team von Pflegefachkräften vor Ort, das sich gemeinsam um die Bewohner kümmert. Der Betreuungsschlüssel liegt oft bei etwa 1:2 oder 1:3 (eine Fachkraft versorgt zwei bis drei Bewohner). Dadurch erhalten die Bewohner eine engmaschige Betreuung, auch wenn nicht permanent jemand exklusiv bei einer Person ist.
Die Intensivpflege-WG gilt als guter Mittelweg zwischen Zuhause und Pflegeheim. Die Umgebung ist bewusst wohnlich gestaltet und eher einem normalen Zuhause nachempfunden, sodass keine sterile Krankenhausatmosphäre entsteht. Viele Familien empfinden die Stimmung in einer solchen WG als persönlicher und ruhiger als in einem klassischen Heim. Jeder Bewohnerin hat seinen eigenen Bereich (und z. B. keinen Streit mit anderen über offene Fenster), gleichzeitig sind aber professionelle Betreuung und technische Ausstattung jederzeit verfügbar. Angehörige werden entlastet, weil ein Großteil der Organisation vom Betreiber der WG übernommen wird und stets Fachpersonal anwesend ist. Sie können zu Besuch kommen, ohne rund um die Uhr selbst verantwortlich zu sein. Wenn es der Gesundheitszustand zulässt, fördern solche Wohngemeinschaften auch die soziale Teilhabe – zum Beispiel gemeinsame Mahlzeiten, Spiele oder Ausflüge im kleinen Rahmen.
Natürlich hat auch dieses Modell potenzielle Nachteile. Dadurch, dass die Versorgung nicht im eigenen Heim stattfindet, müssen Angehörige einen Fahrtweg in Kauf nehmen, um ihre Liebsten zu besuchen. Außerdem fallen zusätzliche Kosten für Miete, Verpflegung und Haushalt in der WG an, die von den Versicherungen nicht vollständig abgedeckt werden. Zudem teilen sich die Bewohner das Pflegeteam – im Normalfall ist dies gut organisiert, aber in kritischen Momenten kann es vorkommen, dass eine Pflegekraft gleichzeitig mehrere Menschen im Auge behalten muss. Insgesamt bietet die Intensivpflege-WG aber vielen Pflegebedürftigen die Chance auf professionelle Betreuung in einem möglichst normalen Lebensumfeld, kombiniert mit Entlastung der Angehörigen.
Ein speziell ausgebildeter Therapiehund besucht einen jungen Intensivpflege-Patienten. Solche tiergestützten Interventionen können das Herz erfreuen und Abwechslung in den Pflegealltag bringen.
Kann die Versorgung weder zu Hause noch in einer WG erfolgen, kommt die stationäre Intensivpflege infrage. Es gibt spezialisierte Pflegeeinrichtungen sowie Altenpflegeheime mit Intensivpflege-Abteilungen, die Schwerstpflegebedürftige aufnehmen. Oft ist die Unterbringung im Pflegeheim eine Übergangslösung nach einem langen Krankenhausaufenthalt, bis eine Rückkehr ins häusliche Umfeld möglich ist. Vor allem Patienten im Wachkoma, mit schweren neurologischen Erkrankungen oder dauerhaftem Heimbeatmungsbedarf finden hier vorübergehend die nötige Betreuung. In einem solchen Intensivpflegeheim steht professionelles Pflegepersonal ebenfalls rund um die Uhr bereit, allerdings betreut eine Pflegekraft hier oft mehrere Patienten gleichzeitig (der Betreuungsschlüssel ist nicht so günstig wie in einer kleinen WG).
Ein Vorteil der stationären Lösung ist, dass therapeutische Angebote direkt vor Ort verfügbar sind (z. B. Physiotherapie, Logopädie) und die Umgebung vollständig barrierefrei und pflegegerecht ausgestattet ist. Die Angehörigen werden maximal entlastet, da die Einrichtung die komplette Organisation, Überwachung und Behandlungspflege übernimmt. Allerdings bedeutet die Entfernung von zu Hause auch, dass Familie und Freunde nur zu bestimmten Zeiten zu Besuch kommen können und oft eine Anreise haben. Zudem müssen Intensivpflege-Patienten im Heim damit leben, weniger individuelle Aufmerksamkeit zu erhalten als bei einer 1:1-Betreuung. Eine einzelne Pflegekraft versorgt hier meist drei oder mehr Bewohner parallel, sodass weniger Zeit pro Person bleibt. Trotz dieser Einschränkungen kann die Pflege in einer guten Einrichtung den Patienten ein sicheres Umfeld bieten und die medizinische Versorgung auf hohem Niveau gewährleisten. Einige spezialisierte Heime verfolgen moderne Konzepte, um die Lebensqualität der Bewohner zu fördern – etwa durch individuell gestaltete Zimmer, gemeinsame Aktivitäten und enge Einbindung der Angehörigen.
RATGEBER
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Mehr erfahren →Im Alltag der außerklinischen Intensivpflege wird das Leben von Patienten durch medizinische Geräte und feste Pflegeabläufe geprägt – und doch versuchen alle Beteiligten, so viel Normalität wie möglich zu bewahren. Bereits morgens beginnt der Tag mit der Überprüfung der Vitalfunktionen (Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung), oft noch bevor der Patient richtig wach ist. Ein Monitor überwacht ständig Herzschlag und Atmung, Alarmtöne signalisieren Abweichungen. Das Pflegepersonal führt die morgendliche Körperpflege durch (Waschen, Anziehen, Lagerung im Bett oder Transfer in den Rollstuhl). Falls eine Trachealkanüle vorhanden ist, wird sie gereinigt und abgesaugt; anfallendes Sekret wird entfernt, und Beatmungsparameter werden dokumentiert. Über eine Ernährungssonde erhält der Patient seine Nahrung, sofern er nicht selbstständig essen kann. Trotz all dieser hochprofessionellen Abläufe wird darauf geachtet, den persönlichen Rhythmus zu berücksichtigen – zum Beispiel Schlaf- und Wachzeiten oder Lieblingsmusik während der Pflege.
Über den Tag verteilt finden therapeutische und alltägliche Aktivitäten statt. Viele Intensivpflege-Patienten erhalten regelmäßige Physio- oder Ergotherapie, um ihre körperlichen Funktionen zu fördern. Auch kleine Ausflüge (etwa im Rollstuhl an die frische Luft) oder das Hören von Musik und Vorlesen aus einem Buch können zum Alltag gehören, je nach Fähigkeit des Patienten. Angehörige und Pflegekräfte arbeiten oft Hand in Hand, um dem Patienten Teilhabe am Leben zu ermöglichen – sei es durch gemeinsame Mahlzeiten oder durch das Feiern von Festen im kleinen Kreis. Solche Momente schenken allen Beteiligten Hoffnung und Motivation.
Trotz aller Bemühungen um Normalität bleibt die Intensivpflege eine Herausforderung. Medizintechnik ist allgegenwärtig: von Beatmungsgeräten, Absaugpumpen, Infusionsgeräten bis zu speziellen Überwachungsmonitoren. Die Geräte müssen ständig gewartet und ihre Funktionen überprüft werden. Das Pflegeteam führt genau Buch über Ein- und Ausfuhr, verabreichte Medikamente und jede Veränderung im Zustand. Bei einem Notfall – etwa wenn die Atmung aussetzt oder das Herz aus dem Takt gerät – wissen die Fachkräfte sofort, welche Eingriffe notwendig sind (z. B. manuelle Beatmung oder Reanimation). Sie reagieren professionell und führen schnelle Interventionen durch. Gegebenenfalls wird ein Notarzt (häufig aus der Anästhesie) hinzugezogen. Für die Angehörigen ist es beruhigend zu wissen, dass das Team im Ernstfall souverän handelt. So entsteht ein Alltag, der vom Wechsel zwischen hochspezialisierter Überwachung und kleinen, kostbaren Momenten der Normalität gekennzeichnet ist.
Das Pflegepersonal in der ambulanten Intensivpflege ist hochqualifiziert. In der Regel handelt es sich um examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen (heute Pflegefachfrau / Pflegefachmann genannt) mit spezieller Zusatzqualifikation. Viele haben eine Fachweiterbildung in Anästhesie und Intensivpflege oder eine zertifizierte Fortbildung für außerklinische Beatmung absolviert. Auch danach lernen sie stetig weiter: Jährliche Weiterbildungen (z. B. zu Reanimation, außerklinischer Beatmung oder Notfallmanagement) sind vorgeschrieben, um die fachliche Kompetenz auf dem neuesten Stand zu halten. Diese Fortbildungen stellen sicher, dass das Personal in der Lage ist, auch kritische Notfallsituationen souverän zu meistern. Im Alltag der außerklinischen Intensivpflege arbeiten die Fachkräfte häufig eigenverantwortlich und stehen in engem Austausch mit Ärzten (z. B. Fachärzten für Intensivmedizin oder Anästhesie sowie Hausärzten).
Die Aufgaben einer Intensivpflege-Fachkraft sind vielfältig und gehen weit über die normale Grundpflege hinaus. Typische Tätigkeiten im Bereich der außerklinischen Intensivversorgung sind beispielsweise:
Grundpflege: Unterstützung bei Körperpflege, Ernährung (z. B. über PEG-Sonde) und Lagerung/Mobilisation des Patienten.
Überwachung der Vitalfunktionen: Regelmäßiges Messen von Puls, Blutdruck, Atmung, Temperatur und Beobachtung des Allgemeinzustands.
Beatmungspflege: Bedienung und Überwachung von Heimbeatmungsgeräten, Einstellungen der Heimbeatmung, ggf. Sauerstoffgabe.
Atemwegsmanagement: Atemüberwachung, Absaugen von Sekreten (insbesondere bei Patienten mit Tracheostoma/Trachealkanüle), Inhalationstherapie und Bronchialtoilette.
Medizinische Behandlungspflege: Verabreichen von Injektionen, Medikamentengabe, Infusionen; Versorgung von Kathetern und Drainagen; Wundversorgung (Verbandswechsel, Dekubitusprophylaxe).
Notfallbereitschaft: Erkennen von Komplikationen (z. B. Atemnot, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle) und sofortiges Einleiten von Maßnahmen bis hin zur Reanimation.
Psychosoziale Betreuung: Gespräche führen, als Ansprechpartner da sein, Förderung von Normalität im Alltag und Ermöglichung von sozialen Kontakten bzw. Teilhabe (Begleitung bei Ausflügen, Feiern etc.).
Diese umfassenden Aufgaben erfordern ein hohes Maß an Fachkompetenz, Verantwortungsbewusstsein und Empathie. Pflegefachkräfte in der Intensivpflege berichten oft, dass sie eine enge Bindung zu ihren Patienten aufbauen – sie kennen jede Regung und jeden Blick ihrer Schützlinge. Gleichzeitig müssen sie professionell handeln und stets die Gesundheit ihrer Schützlinge im Auge behalten. Kontinuierliche Weiterbildungen und der Austausch im Team helfen, dieses anspruchsvolle Pensum zu bewältigen. Fachliteratur und Leitlinien dienen als Wissensquelle: Zahlreiche Buchveröffentlichungen von erfahrenen Autoren vermitteln aktuelles Wissen und Best Practices, sodass die Intensivpflegeteams ihr Vorgehen ständig reflektieren und verbessern können. Für Interessierte gibt es zudem das eine oder andere Ratgeber-Buch, in dem Autoren Praxiswissen und Erfahrungen aus erster Hand vermitteln.
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Jetzt beantragenBeispiel: Herr L., 75 Jahre, erlitt einen schweren Schlaganfall und ist seitdem rechtsseitig gelähmt. Nach langer Zeit auf der Intensivstation im Krankenhaus und einer Reha stand fest: Er benötigt dauerhaft Heimbeatmung über eine Trachealkanüle, ist aber außerhalb der Klinik stabil versorgbar. Seine Ehefrau wünschte sich sehnlich, ihn nach Hause zu holen – und dank außerklinischer Intensivpflege war das möglich. Die Wohnung wurde barrierefrei umgebaut, ein Pflegebett und die nötige Medizintechnik (u. a. Sauerstoffgerät, Absaugpumpe, Monitoring) installiert. Herr L. hat Pflegegrad 5 und erhält nun eine 24-Stunden-Betreuung daheim: Ein Team aus acht Fachkräften wechselt sich im Schichtdienst ab, immer ist eine Fachkraft vor Ort. Seine Frau wurde vorab in alle wichtigen Handgriffe eingewiesen – vom Absaugen bis zur Bedienung des Beatmungsgeräts – und hat an Pflegekursen der Pflegekasse teilgenommen. So kann sie im Notfall mithelfen und versteht die Abläufe besser.
Der Tagesablauf von Herrn L. hat feste Strukturen: Morgens um 7 Uhr übernimmt die Frühschicht-Pflegekraft, misst Blutdruck und Puls, wäscht Herrn L. im Bett und überprüft die Beatmungsparameter. Gegen 9 Uhr kommt ein Physiotherapeut ins Haus, um mit Herrn L. Atemübungen und Mobilisierung zu machen. Anschließend setzt die Pflegekraft Herrn L. in seinen speziellen Rollstuhl. Im Wohnzimmer frühstückt Frau L. an seiner Seite; er selbst erhält Nahrung über die PEG-Sonde, aber seine Frau legt Wert darauf, die Mahlzeiten in Nähe ihres Mannes zu verbringen. Angehörige und familiäre Rituale geben beiden Halt im Alltag. Nachmittags sitzt Herr L. gerne am Fenster und lauscht dem Radio. Dank intensiver Betreuung kann er sogar kleine Ausflüge unternehmen: Einmal pro Woche schiebt die Pflegekraft ihn im Rollstuhl durch den nahegelegenen Park, was Herrn L.s Herz erfreut. Die Kinder und Enkel kommen oft zu Besuch. Für sie alle ist es schön, den Großvater zu Hause in familiärer Umgebung zu wissen.
Natürlich gibt es auch schwierige Zeiten. Manchmal verschlechtert sich Herr L.s Zustand plötzlich – etwa wenn er eine Lungenentzündung bekommt – und dann wird es sehr anstrengend für alle. In solchen Phasen ist die Anwesenheit des Pflegeteams unbezahlbar: Die Profis kümmern sich um die medizinische Versorgung, während Frau L. ihrem Mann emotionalen Beistand leisten kann. Insgesamt aber zeigt die Erfahrung der Familie L., dass mit guter Organisation und viel Unterstützung ein Leben zu Hause selbst bei intensivem Pflegebedarf möglich ist. Frau L. sagt: "Es ist nicht immer leicht, aber ich bin dankbar, dass wir ihn bei uns haben. Jeder Tag, den wir zusammen zu Hause verbringen können, ist für uns ein Geschenk."
Beispiel: Frau M. ist 34 Jahre alt, als ein Verkehrsunfall ihr Leben auf den Kopf stellt. Sie erleidet ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und fällt ins Koma. Wochenlang kämpft sie im Krankenhaus um ihr Leben; schließlich stabilisiert sich ihr Zustand, doch sie bleibt im sogenannten Wachkoma (Minimal Conscious State). Bewusstlosigkeit im engeren Sinne liegt nicht mehr vor – Frau M. öffnet die Augen und reagiert manchmal auf Ansprache – aber sie kann nicht aktiv kommunizieren oder sich bewegen. Nach der Akutphase stellt sich für ihre Eltern die Frage der weiteren Betreuung. Eine Pflege zu Hause würde die Familie überfordern, zumal umfangreiche medizinische Maßnahmen (künstliche Beatmung, künstliche Ernährung, ständige Überwachung) notwendig sind. Die Eltern entscheiden sich deshalb für eine Intensivpflege-WG in ihrer Nähe.
In der WG bewohnt Frau M. ein helles Zimmer, das die Eltern mit Fotos und persönlichen Dingen gemütlich gestaltet haben. Die Intensivpflege-Fachkräfte kümmern sich rund um die Uhr um sie: Sie überwachen die Vitalfunktionen, führen regelmäßig Mund- und Augenpflege durch, lagern Frau M. im Bett und stimulieren sie über Ansprache, Musik und Berührungen. In der Wohngemeinschaft leben noch vier weitere Bewohner mit ähnlichem Schicksal – junge Menschen, die z. B. nach Unfällen oder schweren Erkrankungen auf Beatmung und Intensivpflege angewiesen sind. Gelegentlich kommen Therapeuten in die WG, um mit den Bewohnern zu arbeiten (Physiotherapie, basale Stimulation). Die Pflegefachkräfte in der WG organisieren kleine Highlights im Alltag: Sie spielen etwa leise die Lieblingsmusik von Frau M. oder setzen sie an warmen Tagen im Spezialrollstuhl auf die Terrasse, damit sie Sonne und Wind auf der Haut spüren kann. Gelegentlich kommt auch ein Therapiebegleithund zu Besuch und zaubert den Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht. Für die Eltern ist es beruhigend zu sehen, dass ihre Tochter in der WG liebevoll umsorgt wird und trotz aller Einschränkungen am Leben teilhat.
Die Eltern besuchen Frau M. mehrmals pro Woche. Anders als im Krankenhaus können sie in der WG flexibel vorbeikommen und auch abends länger bei ihr sitzen. Sie haben Vertrauen zu den Pflegefachkräften, die ihnen regelmäßig Bericht erstatten und auch zuhören, wenn die Eltern Sorgen haben. Das WG-Team bezieht die Angehörigen mit ein – etwa wenn Entscheidungen anstehen (zum Beispiel der Austausch der Trachealkanüle oder Fragen zur Therapie). Die Erfahrung zeigt, dass alle Beteiligten in der WG an einem Strang ziehen: Pflegekräfte, Angehörige und Therapeuten arbeiten Hand in Hand zum Wohle von Frau M. und den anderen Bewohnern. Die Eltern von Frau M. sind dankbar für diese Gemeinschaft: "Wir wissen unsere Tochter in guten Händen. Hier hat sie professionelle Pflege und trotzdem ein Stück familiäre Atmosphäre. Das gibt uns Trost und Hoffnung," sagt ihr Vater.
Angehörige von Intensivpflege-Patienten tragen eine große Verantwortung – umso wichtiger ist es, dass auch sie Unterstützung erhalten. Pflegekassen und Pflegedienste bieten verschiedene Hilfen an. Zum einen gibt es kostenlose Pflegekurse für Angehörige, in denen Laien wichtige Pflegetechniken und Hintergrundwissen erlernen können. Dadurch fühlen sich viele sicherer im Umgang mit dem intensivpflegebedürftigen Familienmitglied. Zum anderen steht jedem Pflegehaushalt ein Pflegeberater zur Seite, der offene Fragen klärt und bei der Organisation hilft. Angehörige sollten diese Beratung aktiv nutzen, denn hier gibt es wertvolle Tipps zu Finanzierung, Hilfsmitteln oder Entlastungsangeboten.
Wichtig ist auch, dass pflegende Angehörige sich Auszeiten gönnen. Bei Bedarf kann beispielsweise eine Kurzzeitpflege organisiert werden – einige spezialisierte Intensivpflegeeinrichtungen nehmen Patienten vorübergehend auf, damit die Familie sich erholen kann. Außerdem gibt es die Möglichkeit der Verhinderungspflege, wenn die Hauptpflegeperson vorübergehend verhindert ist (etwa durch eigene Krankheit). Viele Familien vernetzen sich mit anderen in ähnlicher Lage, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig Mut zu machen. Selbsthilfegruppen, Stammtische oder Online-Foren für Angehörige von Beatmungspatienten sind eine gute Anlaufstelle, um von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Auch psychologische Unterstützung kann sinnvoll sein – die Lage eines geliebten Menschen in Intensivpflege ist emotional herausfordernd, und Gespräche mit Therapeuten oder Seelsorgern können helfen, besser damit zurechtzukommen.
Letztlich sollten Angehörige wissen: Sie sind nicht allein. Es gibt ein ganzes Netzwerk aus Pflegeberaterinnen, Sozialdiensten, Ärztinnen und Therapeuten, das ihnen zur Seite steht. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wichtiger Schritt, um langfristig die Kraft für die Pflege aufzubringen. Wenn alle an einem Strang ziehen – Pflegekräfte, Familie und professionelle Helfer – lässt sich die enorme Herausforderung der Intensivpflege besser schultern. Auch Buchratgeber zum Thema Intensivpflege können wertvolles Wissen vermitteln und typische Fragen beantworten.
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